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Russland - Mongolei - 2018

Russland Teil 4

Dienstag, 21.8. Kalmanka - Grenze Kasachstan

250 Kilometer bis zur Grenze. Trotz Bewölkung und starkem Seitenwind haben wir 24°C. Auch heute Erntemaschinen im Einsatz., erstmalig Felder mit Zuckerrüben. In der Grenzstadt Rubtsovsk erledigen wir letzte Einkäufe und versorgen uns mit Wasser bei einer Autowaschanlage. Wir mussten sehr oft nachfragen und oft hat man uns nicht verstanden. Für Auto Wasser in großen Mengen? In den kleinen Dörfern haben die Bewohner bereits Wasseranschluss in ihren Häusern. Die Pumpen in der Dorfstraße sind dann ohne Funktion. Im letzten Ort vor der Grenze schließen wir eine KFZ-Haftpflicht-Versicherung (Pflicht) für Kasachstan ab. Für 15 Tage werden bei Noro und uns umgerechnet 27 Euro fällig, die anderen bezahlen deutlich weniger.
Kurz vor der Grenze treffen wir auf Bimo und Brummi. Sie hatten zwar eine wesentlich kürzere Strecke, dafür aber 150 km Piste.
An der Grenze werden immer 4 Fahrzeuge gleichzeitig vorgelassen. Auf der russischen Seite sind wir in 30 Minuten fertig. An der Grenzabfertigung Kasachstan benötigen 2 Busse mit ihren Fahrgästen lange für die Passabfertigung. Nachdem wir in Gruppen vorgelassen werden, geht es auch bei uns allen ruckzuck. 1 ½ Stunden für diese Grenzabfertigung.
Hurra, wir haben eine Zeitumstellung und stellen die Uhr um eine Stunde zurück. Jetzt nur noch 3 Stunden Unterschied zu Deutschland!
Wir sind in Kasachstan, dem 9. größten Land der Erde. Doch wir werden nur einen kleinen Teil bereisen.
20 Kilometer nach der Grenze finden wir einen Übernachtungsplatz unweit von einem See. Mückenplage: Alle Türen zu und jetzt ist Ruh!


   |   Tages KM: 320   |   GPS Nord: 50°59'57   |   GPS Ost: 81°00'11

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Montag, 20.8. Chamane - Kalmanka

Der Künstler Artjom mit Frau und Tochter kommen um 9.15 Uhr, da sind die meisten unserer Gruppe schon weg. Wir verabschieden und bedanken uns für die Übernachtungsmöglichkeit auf seinem Parkplatz. Vor Biysk biegen Brummi und Bimo ab, sie wählen eine Abkürzung zur Grenze – einmal quer durch. Wir anderen nehmen die Schnellstraße nach Barnaul. Die Gegend hat fruchtbaren Ackerboden – weit geht unser Blick. Man ist mit riesigen Maschinen bei der Getreideernte, das gute Wetter muss genutzt werden. Einige Felder sind bereits gepflügt, auf anderen sehen wir Buchweizen und Sonnenblumen blühen. Als „Windbremse“ zwischen den riesigen Feldern Baumgruppen mit Birken. Bis Barnaul sind es 160 km. Wir überqueren den Ob, einen der größten Flüsse Russlands. Bei Biysk fließen die Katun und die Biya zusammen und werden zum Ob. Wir schauen uns nach einem geeigneten Parkplatz im Zentrum um – nicht einfach für 3 große Mobile. Drei Verkehrsadern laufen kilometerweit fast nebeneinander durch die Stadt. Die Sehenswürdigkeiten liegen weit verstreut. Wir entscheiden uns für den Lenin Prospekt und bekommen einen guten Eindruck von der Stadt. Einige alte Gebäude aus der Sowjetzeit und hochmoderne neue Gebäude. Es fällt uns angenehm auf, dass alles sehr gepflegt und sauber ist. Am Sowjetplatz gönnen wir uns eine Kaffeepause, wir haben um die 30°C. Im Schatten laufen wir dann zu den Mobilen zurück. Heute letzte Möglichkeit unseren Reisebericht zu vervollständigen - Morgen wollen wir über die Grenze nach Kasachstan.
Wir fahren noch einige Kilometer, in der Hoffnung einen Stellplatz am Wasser zu finden. Doch leider sind die Zuwege zu beschwerlich. Irgendwo hinter dem Dorf Kalmanka stehen wir außerhalb auf einer Wiese und warten, dass die Hitze sich aus den Mobilen verzieht. Leider kommen zahlreiche Mückenschwärme bei Einbruch der Dämmerung und vertreiben uns in die Mobile. Um 22.30 Uhr hält ein Auto und man klopft an unsere Tür - Polizei. Wir öffnen das Seitenfenster. Man will freundlich wissen: woher, wohin und wie lange? Puh, mit Peters Antworten geben sie sich zufrieden und verschwinden in der Dunkelheit. Ja, auch hier auf dem Acker sind die „Augen des Gesetzes“.
Preise beim Einkauf in einer Metzgerei und Bäckerei in Barnaul: Für einen Mohnzopf zahlen wir umgerechnet 70 Cent, für 2 dicke Kottelets und 100 g. Schinken 3 Euro. Was bekommen die Bauern für ihre Schlachttiere und die Verkäuferinnen (3 an der Zahl und ich war die einzige Kundin) im Laden als Lohn?


   |   Tages KM: 245   |   GPS Nord: 52°52'50   |   GPS Ost: 83°32'11

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Sonntag, 19.8. Chemal - Chamane (Bisk)

Wir verlassen dieses schöne Tal und fahren auf gleichem Weg zurück. Dort, wo der Chemal Fluss in den Katun mündet, befindet sich ein altes Wasserkraftwerk. Mit einer abenteuerlichen Seilbahn (Einmannsitz) kann man ans andere Ufer übersetzten. Außerdem erwarten den Besucher ein Hochseilklettergarten, eine schwankende Hängebrücke über den Chemal und etliche Souvenirstände.
In Ust-Sema haben wir die M 52 erreicht. Es geht immer am Katun entlang. Wir sehen viele Rafting Anbieter. Die Zeitdauer kann 2 bis 5 Stunden betragen, oder auch mehrere Tage. Wir passieren etliche kleine Dörfer. Am Straßenrand verkaufen Frauen ihre Gartenerzeugnisse wie: Tomaten, Gurken, Paprika, Kartoffeln, Zucchini, Äpfel, Pflaumen, Mirabellen und Himbeeren. Alles ist in der kurzen Sommerzeit bereits erntereif. Wir befinden uns jetzt auf 200m und es ist sehr warm. Gegen 15 Uhr haben wir unser Ziel, den Ethik-Park (30 km vor Biysk) erreicht. Bereits vor 2 Jahren haben wir hier einen Stopp eingelegt.
Artjom ist Schamane und Künstler zugleich. In der Schule hat er etwas Deutsch gelernt. Sein Bruder und Schwägerin leben in Freiburg/Deutschland.
In dem wunderschönen, terrassenförmig angelegten Garten befinden sich mehrere interessante Holzhäuser. Gleich hinter dem Eingangsbereich, im hinteren Teil eines Holzhauses, hat der Künstler mit seiner Frau ein riesiges Rundgemälde geschaffen. Mit Bildern, die Geschichten aus „alter“ Zeit erzählen. In einer kleinen Grotte steht die goldene Figur der Urmutter „Altai Mutter“ und darf berührt werden. Über ihr sind kleine Holzscheiben mit Wünschen angebracht. Ein Steinkreis und andere spirituelle Einrichtungen im Garten laden zum Ausprobieren ein. Auf dem erhöhten Schamanenplatz stehen um eine Feuerstelle überlebensgroße farbige Holzfiguren. Sie symbolisieren Feuer, Wasser Luft und Erde, die Familie (Frau und Mann) und den Tod (Frau und Mann). Artjom erklärt uns seine Anlage und nach Schließung dieser in den Abendstunden, können wir noch unter der überdachten Sitzanlage gemeinsam verweilen.
Wir übernachten auf dem asphaltierten Parkplatz vor der Anlage. Brummi und Bimo sind zeitig am Nachmittag eingetroffen.
Direkt an der Hauptstraße befindet sich ein kleiner Skulpturenparkt. In diesem haben junge Künstler ihre geschnitzten Kunstwerke unter freien Himmel ausgesellt.


   |   Tages KM: 168   |   GPS Nord: 52°25'37   |   GPS Ost: 85°34'13

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Samstag, 18.8. Ust Semi - Chemal Katun

In das Tal nach Chemal sind wir bereits vor 5 Jahren gefahren. Am Katun entlang, kommen wir auf 680m. Das Tal ist bewaldet und wir sehen viele Ferienanlagen – oft dicht an dicht. Ein beliebtes Reiseziel für Einheimische – so unserer Reiseführer. Hinweis auf Camping – einfach, ohne viel Komfort mit Plumpsklo. Reiten und Rafting wird auf Schildern angeboten. Was ist nicht alles in den letzten 5 Jahren entstanden, Tourismus für den „kleinen Mann“? Abenteuerliche Hängebrücken führen über den Katun. Auch die kleine Holzkirche Patmos (sie liegt auf einer kleinen Insel)kann nur über eine Hängebrücke erreicht werden. Heute, am Wochenende, sind viele Besucher dorthin unterwegs.
Nach etwa 50 Km Fahrt im Tal haben wir einen einfachen Campingplatz mit überdachten Sitzplätzen am Katun erreicht. Nachmittags treffen Kleinbusse mit Raftern ein, diese steigen unten am Katun in Schlauchboote. Der Fluss ist hier weniger abenteuerlich, wir sehen keine Stromschnellen.
Wir verleben einen ruhigen Nachmittag am Fluss im Sonnenschein. Wir bedauern im Nachhinein, dass wir keine Rafting Tour unternommen haben. Das wäre sicherlich spannend gewesen.


   |   Tages KM: 56   |   GPS Nord: 51°21'02   |   GPS Ost: 86°01'42

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Freitag, 17.8. Yaloman - Ust Semi

Heute ist das Wetter bedeckt, als wir uns dem ersten Pass in 1700m Höhe nähern. Hier haben Händler ihre Stände aufgebaut. Vor 2 Jahren habe ich Yak-Wollsocken aus der Mongolei für unsere Lieben daheim gekauft. „Der nächste Winter kommt bestimmt“, sage ich mir und decke mich ein. Wir kommen runter auf 800 m. Auf den Bergwiesen leuchten Blumenteppiche in allen Farben.
Im nächstgrößeren Ort haben wir gutes Internet, Peter und ich arbeiten bis unsere Computer glühen. Nun ist alles aktuell. Noro und HK kommen aus dem Dorf zurück, sie hatten keine Möglichkeit ihre SIM-Card aufzuladen. Neben uns raucht ein Grill. Noro bestellt für uns alle Schaschlik und gestärkt nehmen wir den zweiten Pass, den Seminskij Pass, in Angriff. Hier auf 1700m erwarten uns Kälte und Regen und unzählige Stände mit Souvenirs und Esswaren. Weiter abwärts mutet die liebliche Landschaft an wie im Allgäu - mit ihren Lärchen, Fichten, Kiefern und den grünen Wiesen. Man ist bei der Heuernte, auch hier ist der Sommer kurz. Den Heu-Transport übernehmen hier LKW.
Weiter geht es auf dem Chuysky Trakt. Die Straße durch das Altaigebirge verbindet Russland mit der Mongolei. Ausgangspunkt auf russischer Seite ist die Stadt Bijsk. Auf 626 Kilometern Länge, zunächst für Pferdegespanne und später als befestigte Trasse entlang der Flüsse Katun und Chuya. In einem Wald, unweit der Straße, finden wir um 17 Uhr einen Übernachtungsplatz. Wir können noch ein wenig im Freien sitzen, doch die dunklen Wolken nahen bereits. Gegen 22 Uhr Gewitter und Regen. In der Nacht gesellen sich noch einige PKW zu uns, die aufgeschlagenen Zelte sehen wir erst bei Tageslicht.


   |   Tages KM: 185   |   GPS Nord: 51°37'37   |   GPS Ost: 85°43'56

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Donnerstag, 16.8. Kuray - Yaloman River

Altay bedeutet „golden“ übersetzt. Golden strahlen die schneebedeckten Berggipfel bei Sonnenaufgang. Im Ort Kuray versorgen wir uns noch mit Wasser, dann geht es weiter. Noch lange begleiten uns die Schneeberge – atemberaubend schön und das Wetter meint es gut mit uns. Eine super Straße führt uns hinab auf 1200m. Wir sehen Feriensiedlungen und kleine Dörfer, alles wirkt sehr beschaulich. Die Landschaft ohne Schneeberge hat auch ihren Reiz, zumal der Fluss Chuya uns immer begleitet – die Berge sind sehr grün und bewaldet.
Unweit der Straße rechts, befindet sich ein „Menschenstein“, und dahinter an den Felswänden Zeichnungen von Tieren – diese sind viele tausend Jahre alt. Einige Kilometer weiter eine weitere Stelle mit Zeichnungen. Eintritt wird fällig. Doch leider spricht die Führerin nur russisch und wir können uns einiges nur Zusammenreimen. Zurück beim Eingang ist mir eine junge Besucherin (sie spricht gut deutsch) behilflich. Es handelt sich hier um Opferstellen für den Sonnengott. Frauen und Männer hatten getrennte Opferstellen. Während die Frauen um Kindersegen beteten, waren es bei den Männern gute Jagdergebnisse. An einer Felswand sind die Tiere abgebildet, die man vor tausend Jahren hier erlegte: Maralhirsche und Steinböcke. Leider sind die Zeichnungen sehr verwittert, sie sind nicht gegen Wind und Wetter geschützt.
Gegen Mittag haben wir sommerliche Temperaturen und erreichen den Zusammenfluss von Chuya und Katun (dieser kommt aus dem Süden). Es gibt einen schönen Aussichtspunkt und auf dem schnell dahinfließenden Katun sind Rafter unterwegs.
Schon bald ist ein passender Übernachtungsplatz gefunden, unter uns in einer Schlucht rauscht der Katun. Wir können von unserem Stellplatz einige Raftergruppen beobachten. Besonders spannend wird es, wenn es über die Stromschnellen geht. Doch alle bleiben an Bord, obwohl die Boote sich gefährlich auf und ab bewegen – ein besonderes Abenteuer.
Nachts: Sternenhimmel über dem Altay – auch hier der große Stern im Süden.


   |   Tages KM: 156   |   GPS Nord: 50°36'17   |   GPS Ost: 86°30'21

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Mittwoch 15.8. Kuray

Nachdem wir die restlichen kleinen Arbeiten verrichtet haben, bleibt genügend Zeit den Sonnenschein im Feien zu genießen. Mittags fahren Bimo und Brummi fort, sie wollen an den Baikal vom Altay. In 3 Tagen wollen wir uns bei Biysk treffen. Wir anderen schauen auf die schneebedeckten Berggipfel des Altay – malerisch schön.
Gegen Abend entfachen wir ein Lagerfeuer, morgen wollen auch wir weiter.


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Dienstag, 14.8. Kuray

Die ganze Nacht hat es geregnet und als wir am Morgen aus dem Fenster schauen sehen wir Nebel und wenige 100 m über uns an den Berghängen Schnee. Wir sind auf 1500m, Außentemperatur 9°C. Dabei hatten wir uns so sehr auf einen fahrfreien Tag mit Sonnenschein gefreut. Die Männer wollten die Mobile vom Staub befreien (naher Bach) und die Frauen fällige Hausarbeiten erledigen. Hier im Tal kein Internet und kein Handyempfang. In der Nacht hat ein junges Paar am Bach ein Zelt aufgebaut. Um 10 Uhr schauen Nadja und Andrej vor die „Tür“. Ich biete ihnen ein heißes Getränk an. Sie nehmen gerne einen Kaffee und so kommen wir ins Gespräch. Per Anhalter sind sie gereist. Sie aus Moskau, er aus Perm. Sie waren bereits am Baikal und dann quer durch die Mongolei. Per Anhalter? Ja, aber ich habe noch nie Anhalter an der Straße gesehen. Andrey will noch weiter nach Kasachstan, Georgien und Türkei – Nadja muss am 21.8. als Lehrerin wieder ihren Dienst beginnen.
Oh Wunder, mittags kommt die Sonne zaghaft hinter den Wolken hervor und wir können mit unseren Arbeiten beginnen.
Trotzdem bleibt Zeit mit den jungen Leuten zu reden. Es ist so informativ aus direkter Quelle etwas von den Einheimischen zu erfahren. Das Handy mit einem Übersetzer ist eine tolle Einrichtung, wenn auch nicht alles perfekt mit der Übersetzung klappt. Als die zwei sich am späten Nachmittag auf die Weiterreise begeben, tauschen wir noch kleine Abschiedsgeschenke aus. Nadja und ich umarmen uns herzlich, Ja, warum gibt es Kriege? Es könnte alles so einfach sein!
Abends setzt wieder Regen ein. Hoffentlich haben wir morgen mehr Glück mit dem Wetter.


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Montag, 13.8. Grenze - Kuray

Obwohl die Grenze erst um 9 Uhr öffnet, entsteht bereits gegen 8 Uhr Unruhe in der Warteschlange. Wir rücken mit den Mobilen Stoßstange an Stoßstenge vor, damit sich kein „Mongole“ in die Zwischenräume quetscht. Auch an der Passkontrolle schieben diese sich heimlich von links zwischen uns. Doch wir kennen kein Pardon und drängeln zurück. Es werden immer nur 4 Fahrzeuge gleichzeitig zur Kontrolle vorgelassen. Wir benötigen 45 Min., dann sind alle Formalitäten erledigt und wir befinden uns im Niemandsland. Nach 6 km Piste folgen 20 km Asphalt, dann ist die Russische Grenze erreicht. Nach einer Passkontrolle werden auch hier nur 4 Fahrzeuge im Block vorgelassen. Nach der Zollkontrolle im Fahrzeuge (nach der üblichen Frage: Waffen und Drogen, musste ich unsere Medikamentenbox vorzeigen), danach winkt man uns vor – wir sollen auf dem Parkplatz die Zollerklärung für das Fahrzeug ausfüllen. Bei der Fahrt vernehmen wir ein „komisches“ Geräusch. So, als ob wir irgendwo hängen geblieben sind. Wir stoppen und sehen die Bescherung: Wir haben bei der Durchfahrt ein Elektrokabel abrissen und an der Antenne mitgeschleift. Peter steigt aufs Dach und beseitigt die Überreste vom Kabel. Die herumstehen Zöllner lachen über den Vorfall.
Nachdem wir die Zollpapiere Fahrzeug (2fach) und einen besonderen Fragebogen: warum wir in Eurasien reisen und die Beabsichtigung von Einführung eines Fahrzeugs nach hier, wahrheitsgetreu beantwortet haben, geht es zur Endkontrolle. Dann öffnet sich das Eisengittertor und nach 2 Stunden Grenzformalitäten befinden wir uns in Russland. Wir fahren bis zum nächsten Parkplatz vor und warten auf die Gruppe. Sehr bald erscheinen Brummi und Bimo und wir planen eine Mittagsrast. Da klopft es an unser Fenster: Ein Polizist fordert unsere Pässe. Was wir nicht gesehen haben, wir stehen unmittelbar vor dem Gebäude der Immigrationspolizei.
Unser Visum weist uns als Geschäftsleute aus, die aufgrund einer Einladung 90 Tage in Russland verweilen dürfen – bei mehrmaliger Ein- und Ausreise. Der Polizist bittet uns in sein Büro. Mit seinem Handyübersetzer stellt er Fragen. Wer uns eingeladen hat, Name der Firma und wo ist die schriftliche Einladung? Bei einigen Fragen antworte ich: „das habe ich nicht verstanden“ auf Russisch. Er formuliert neu. Was wir geschäftlich hier tun? Ich erzähle was von Reiseberichten für ein Buch (hatte ich nie vor). Er forscht weiter nach der Einladung. Wir: beim Visaantragsteller. Peter holt einen Flyer und zeigt unsere Gruppe und die Tour. Nach geraumer Zeit (und viel Herzklopfen bei mir) überreicht uns der Polizist die Pässe und den Flyer. Wir bleiben freundlich, obwohl wir „Blut und Wasser“ schwitzen.
Wir beenden vorzeitig die Pause, informieren Brummi und Bimo und fahren weiter. Noro und HK sind immer noch nicht eingetroffen – Mittagspause der Zöllner an der Grenze?
Nach 5 km (außerhalb vom Ort), warten wir mit Brummi auf den Rest der Gruppe. Brummi hört einen Funkspruch von HK, sie hängen an der Grenze fest und dürfen nicht ausreisen. Die Angelegenheit mit dem beschädigten Elektrokabel muss noch geklärt werden. Peter und ich (die Übeltäter) fahren zur Grenze zurück. Ich muss vermerken, dass sich unser und das Mobil von HK, bis auf kleine Unterschiede, kaum voneinander unterscheiden.
Unser Mobil parken wir wenige 100 m vor der Grenze und gehen zu Fuß. Die Warteschlange von PKW und LKW auf dieser Seite ist enorm. Dann stehen wir vor dem Eisengittertor. Wir auf der einen Seite, Gudrun und Hans auf der anderen Seite. Sie schildern uns die Sachlage. Nur, weil ihr Fahrzeug unserem ähnelt und sie die letzten Deutschen der Gruppe sind, hält man sie wegen dem defekten Elektrokabel fest. Der Grenzkontrolleur lässt Peter und mich nicht auf die andere Seite und Gudrun und Hans nicht auf unsere – wir sind wahrhaft durch ein Gitter getrennt. Während die Beamten telefonieren, trifft eine englischsprechende Kollegin als Übersetzerin ein. Schon bald naht mit Blaulicht ein Polizeiauto. Sie nehmen den Sachverhalt auf. Wir dürfen alle in das kleine Abfertigungsbüro – draußen, auf 2500m, es ist einfach zu kalt für Gespräche. Auch hier kommen wir uns vor wie in einem Gefängnis mit Aufsicht: Auf der einen Seite wir mit Dolmetscher, auf der anderen Seite, durch ein Drehkreuz getrennt, Hans und Gudrun mit dem Ausreisebeamten.
Wir geben zu Protokoll, dass unser Fahrzeug 3,50m (genau in den Papieren 3,48 m) hoch ist und das uns die Beamten unter dem Kabel zur Weiterfahrt aufgefordert haben. In Deutschland sind alle Durchfahrten unter 4 m gekennzeichnet. Noch einige Telefonate hin und her, Fotos von der Zulassung – dann eine Entschuldigung von Seiten der russischen Beamten und man wünscht uns eine gute Weiterfahrt. Die Dolmetscherin reicht mir mit einem „sorry“ zum Abschied die Hand. Wir warten noch bis Hans und Gudrun das Grenz Tor passiert haben. Angekommen bei der Gruppe sind alle erleichtert. Der Schreck ist uns ganz schön in alle Glieder gefahren.
Etwa 100 Kilometer sind es noch bis zum heutigen Stellplatz in Kuray. Eine hügelige Landschaft mit etlichen Seen, umgeben von den hohen schneebedeckten Gipfeln des russischen Altai empfängt uns. Der Straßenbelag ist super. Was kann es und doch wieder gut gehen!!!
Heute hatten wir nach langer Zeit wieder ein Einkaufserlebnis in einem russischen Supermarkt. Wir sind kaum zu „bremsen“: Quark, Naturjoghurt, Butter, Vanilleeis, frisches Obst, Gemüse, Schwarzbrot und sogar ein Bisquit Tortenboden füllen unsere Einkaufskörbe. Sind wir im Schlaraffenland? Nein, wir sind in Russland!!!


   |   Tages KM: 159   |   GPS Nord: 50°14'48   |   GPS Ost: 87°58'42

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