Zwei Monate waren wir unterwegs, davon 44 Tage in Marokko. Hier unsere Eindrücke:
Marokko ist immer noch ein preiswertes Reiseland, wenn man einheimische Produkte kauft
Campingplatzgebühren: höchstens € 11 pro Tag, der Standard hat sich wesentlich verbessert – besonders bei den Sanitäranlagen, Strom fast überall, manchmal inclusive. Wir haben dank Solar und Sonne nie Strom benötigt.
Internet preiswert (Sim-Card)
Kraftstoffpreise: Diesel bei 90 Cent
Schöne Landschaften und gute Straßen,
Wetter in den Wintermonaten: gut - fast immer Sonne und dann warm
Schlecht – wenn der Wind den losen Sand aufwirbelt
Bevölkerung: nett und freundlich – nur die Kinder sind manchmal sehr aufdringlich
Lebensmittel: es gibt nur Weizenbrot zu kaufen und das ist ungesalzen, es gibt kein Vollkornbrot
Obst und Gemüse am Straßenrand, im Souk oder in kleinen Geschäften frisch und sehr preisgünstig
Restaurants: in Städten eine größere Vielfalt – außerhalb oft sehr einseitig. Tayine und Couscous sind die marokkanischen Nationalgerichte.
Getränke: Minztee und Erfrischungsgetränke sind überall zu bekommen – alkoholische Getränke kann man nur bei Carrefour kaufen.
Souks: mit keinem Kaufhaus in Europa zu vergleichen. Was da in kleinen Geschäften präsentiert wird, kann man unmöglich alles erfassen – eine andere Welt!
Männer/Frauen: In fast allen Bereichen wird die Arbeit von Männern verrichtet – ganz selten von Frauen (außer bei der Landwirtschaft und Ernte) – Frauen trifft man oft in Grüppchen an und sie haben immer einige Kleinkinder bei sich. Männer gehen auf Männer zu und Frauen auf Frauen.
Umgangssprache: Französisch – da haben es die Franzosen schon einfacher
Steine werfen: in diesem Jahr hat nur einmal ein Kind eine Handvoll Steinchen nach uns geworfen. Das blieb „ohne Folgen“ für unseren Lack. In anderen Jahren hatten wir mehr Pech.
Reisen allein oder in Gruppen: Wir haben einige geführte Wohnmobil-Gruppen getroffen, aber wir würden jederzeit wieder allein durch Marokko reisen – wir fühlten uns sicher auch an einsamen Stellplätzen.
Mittwoch, 24.4. Friedland - nach Hause
Morgens um 6 Uhr setzt Regen ein. Der Himmel weint, unsere Reise ist heute beendet.
Wir haben sehr viele Baustellen auf unserer Fahrt gen Norden. Einige PKW überholen trotz Verbot in Baustellen. Wir wünschen uns für Deutschland 3spurige Autobahnen - man quält sich in Deutschland über die Straßen. Sehr oft Überholverbot für Reisemobile über 3,5 t. Warum dürfen Busse überholen, wo sie doch Verantwortung für 50 Personen haben und wir nicht?
Morgens um 9 Uhr erster Stau bei Freiburg. Das kann ja heiter werden! Mittags wollen wir uns mit Hilde und Wolfgang in Hanau treffen. Zeitgleich treffen wir bei einem Einkaufszentrum ein. In einem kleinen Restaurant tauschen wir die Erlebnisse der letzten Monate aus. Wenn nur die laute Musik nicht wäre! Diese soll die Geräusche mindern, aber man muss bedeutend lauter sprechen. 2 ½ Stunden, dann sind wir wieder „auf Achse“ gen Norden. Ab Fulda nehmen wir die B 27 bis Friedland. Wir übernachten auf dem Parkplatz beim Mahnmal der Heimkehrer. 1967 von Heimkehrern errichtet.
Die Inschriften und Zahlen machen nachdenklich:
Völker entsagt dem Hass, versöhnt euch, dienet dem Frieden, baut Brücken zueinander –
Völker versöhnt euch!
Was für die Völker gelten soll, gilt natürlich auch für uns Familien: streiten ja, aber immer wieder versöhnen.
10,5 Mio deutsche Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft (7,1 Mio im Westen und 3,4 Mio im Osten – verstreut in vielen tausend Lagern), u.a. auch mein Vater (er war damals 18 Jahre alt), meine Mutter ging mit 16 auf die Flucht. Sie haben den Krieg überlebt, aber 50 Mio Menschen auf allen Kontinenten und Meeren - gefallen, getötet oder umgekommen - leider nicht. Das sollte uns doch alle veranlassen Kriege zu vermeiden.
Unsere Botschaft wenn wir reisen: Verständigung, einander die Hände reichen. Denn wir alle sind Menschen, so wie Du und ich.
Als wir endlich Schaf finden, rasselt um 6 Uhr der Wecker. Fehlanzeige, wie ärgerlich. Um 7 Uhr klappert es in den Altglascontainern und der nahe Kiosk baut für die ersten Frühstücksgäste am See Tische und Bänke auf. Erste Jogger und Bootsfahrer am See. Nach dem Frühstück brechen wir auf Richtung Freiburg. Wir nehmen bis kurz vor Basel die Autobahn und dann die Landstraße. Die beschauliche Schwarzwald Landschaft verbreitet Urlaubsstimmung, kleine Orte wirken verschlafen und der erste Spargel wird bereits am Straßenrand „frisch vom Feld“ verkauft.
Geselliger Nachmittag und Abend bei Verwandten.
| Tages KM: 179
Sonntag, 21.4. Vogelpark - Zürich (CH)
Von hier sind es 400 km bis Zürich – über Genf, Lausanne und Bern. Die Landschaft zeigt sich im schönsten „Maiengrün“, obwohl wir erst April haben. Fast alle Laubbäume zeigen Blätter und die Obstbäume blühen rosarot. Auf Wiesen weiden Kühe und Pferde, unweit der Straße blühen Schlüsselblumen und im Schutze von Hecken unzählige Buschwindröschen. In der Ferne leuchten die schneebedeckten Berggipfel – über alles spannt sich ein blauer Himmel. Das fiel und auf: In der Schweiz wirkt alles so sauber und aufgeräumt.
Wir kommen am frühen Nachmittag am Zürichsee an. Auf dem Busparkplatz am Mythenquai ist parken für Reisemobile noch immer möglich. Heute am Sonntag sogar ohne Bezahlung. Aber auf den Parkplätzen für PKW ist freie Parkfläche Mangelware. Bei dem schönen Wetter sind wohl alle hochwertigen Sportwagen unterwegs – es röhren die Motoren, einer lauter als der andere.
Auch in den Biergärten und vor den Restaurants sind freie Tische Mangelware, bei dem schönen Wetter möchte Niemand drinnen hocken.
Wir übernachten auf dem Parkplatz, doch erst weit nach Mitternacht wird es ruhiger. Einige Personen feiern am See mit lauter Musik.
Samstag, 20.4. Catalan Village - Vogelpark Villars en Dombes
Wir kommen super über die Autobahn voran, in 2 Stunden schaffen wir fast 200 km. Dann kurz Lyon der erste Stau und es geht nur zäh voran. Sind nun alle Franzosen unterwegs in die Osterferien?
Wir umfahren Lyon und dann auf die D 1083 Richtung Bourg en Bresse. Vor einem Vogelpark gibt es ausreichend Parkplätze, auch für Mobile. Wie wir den Schildern entnehmen, nur für Besucher des Vogelparks. Doch es erfolgt keine Kontrolle. Bei sommerlichen 27°C sitzen fast alle Mobilfahrer im Schatten ihres Mobiles.
In der Nacht entscheiden wir wohin die Fahrt Morgen geht: Abstecher zu unserer Tochter nach Zürich.
Unser Entschluss seht fest: weiterfahren. Die Wetterprognosen für die nächsten Tage in Spanien sind erschreckend: Nur Regen mit Sturm. In Deutschland herrscht Superwetter bei Temperaturen um die 25°C.
Aufbruch um 9.30 Uhr. Nach Olivia nehmen wir die Autobahn (AP 7 mautpflichtig) bis zur Grenze nach Frankreich. Nach 650 km treffen wir um 17.30 Uhr auf dem Parkplatz Catalan Village ein. Das Wetter hat sich beruhigt, es ist windstill bei 20°C.
An Maut haben wir heute 88 Euro bezahlt, Dieselpreis an der Grenze 1,35 € der Liter.
Der Wetterumschwung kommt wie angekündigt – der Himmel ist bedeckt und ohne Sonne ist es kalt. Wir reisen ab zu Freunden nach Denia und wollen dort bis Sonntag bleiben. Unterwegs setzt Regen ein. Leider ist da von der schönen Landschaft auf der Nebenstrecke (P700) nicht viel zu sehen. Kurvenreich kommen wir auf 700m – bergauf und bergab. Doch bei Sonnenschein muss die Strecke grandios sein, nicht nur wegen der vielen Mandel- und Kirschbäume.
Am Spätnachmittag treffen wir bei Ilona in Denia ein, Jürgen ist für ein paar Tage „ausgeflogen“. Wir reden und reden, essen und trinken. Ein Spaziergang fällt wegen dem schlechten Wetter aus.
Zurzeit blühen die Orangenbäume. Da möchte man „tausend Nasen“ haben – der Duft berauscht.
| Tages KM: 184
16. und 17.4. Camping Casa de Cino Hermanos
Lesen, Wandern, Faulenzen...
Montag, 15.4. Stausee - Camping bei Pinoso
Dieser schöne Stellplatz hat wirklich 5 Sterne verdient, mit seinen Ausblicken auf die Sierra Nevada in 1000m Höhe. Unser Weg führt weiter gen Murcia. In den windgeschützten Tälern befinden sich Plantagen mit Mandeln und Oliven. Bei Murcia sehen wir Gemüsefelder, die Ernte vom Feld wird direkt auf LKW verladen – für unsere Supermärkte in Deutschland? Wir sehen Pfirsich/Nektarinen Bäume und der Wein wächst z.T. unter Folie.
Im Hinterland von Almeria fahren wir auf einen kleinen CP, der von Holländern geführt wird. Es gibt außer 2 Stellplätzen noch 2 kleine Ferienhäuser und 2 Zimmer für Gäste. Im liebevoll angelegten Garten verströmen die Blumen Honigduft, Bienen summen, der Wind rauscht in den Baumkronen der Oliven und die Mandelbäume versprechen eine reiche Ernte im September. Skulpturen aus Stein und Metall, ein kleines Schwimmbad – es gibt so viel zu entdecken auf dem Platz und bei Wanderungen in die nähere Umgebung. Rundum ein kleines Paradies. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt und bleiben 2 weitere Tage.
Morgens wecken uns früh die Fischer, so kommen wir zeitig los. Im Hafen informiert man uns, dass die erste Fähre um 10 Uhr fährt. Die Formalitäten dauern 1 Stunde einschließlich röntgen des Fahrzeugs mit einem mobilen Gerät. Wir parken als erste gleich hinter der Schranke, doch die Fähre aus Algeciras lässt auf sich warten. Und als sie gegen 10 Uhr eintrifft, müssen zuerst alle Fahrzeuge von Bord. Wir fahren als das 2. Fahrzeug auf die Fähre und über eine Rampe auf Deck 4, unten parken die LKW ein. Um 11 Uhr legen wir ab. Die ruhige Überfahrt dauert 2 Stunden, um 14 Uhr (wir müssen die Uhr um 1 Stunde vorstellen) erreichen wir europäisches Festland.
Zügig kommen wir voran über die Küstenautobahn AP7 (mautpflichtig) und weiter die A45 (ohne Gebühren) Richtung Granada. Wir gewinnen an Höhe und sehen die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. 50 km hinter Granada fahren wir an einen Stausee zwecks Übernachtung. Ein Reisemobil parkt bereits in der gepflegten Anlage, zwei weitere treffen bis zum Abend noch ein. Auch die Einheimischen kennen dieses schöne Fleckchen. Wir gehen zeitig schlafen, die Zeitumstellung steckt uns noch in den Knochen!
Das fiel mir auf: Bei herrlichem Sonnenschein (25°C) tummeln sich nur wenige Personen am Strand bei Malaga. Durch unzählige Hotels, Häuser und Appartements können wir kaum einen Blick auf das Meer werfen. Noch zu kalt für die Spanier und Touristen?
Heute ist auch um 11 Uhr noch alles im Nebel – wir entscheiden uns gegen Mittag weiterzufahren. Erst ein Stück Autobahn bis Laraché, dann die Landstraße. An der Autobahnauffahrt „lachen“ uns frisch gepflückte Erdbeeren an. Wir steigen aus. Eine Kiste voll ist uns entscheidend zu viel, aber eine Schale voll würde uns reichen. Der Mann an der Autobahnschranke veranlasst, dass seine Frau uns diese füllt. So lecker, vom Feld direkt in unseren Mund und soooo zuckersüß! So haben wir die Erdbeeren aus unserer Kindheit in Erinnerung.
Wir durchfahren Laraché, eine schöne Stadt mit einer breiten Promenade am Meer.
Die Nebenstrecke zu unserem Ziel führt durch ein sehr hügeliges Gelände, durchfahren Korkeichenwälder und von den Anhöhen reicht der Blick weit in das sehr grüne Land. Auf dem fruchtbaren Boden gedeihen Getreide, Kartoffeln und Zwiebeln. Am Straßenrand verkauft man Erdbeeren, Avocado und Orangen. Die Landschaft ist wunderschön – so ein ganz anderes Marokko als das im Süden hinter dem Hohen Atlas.
Die P 4701 führt entlang der Autobahn zum Hafen Tanger Med. Bergauf und bergab, dann ist der von der Hinfahrt bekannte Parkplatz am Meer in Ksar Seghir erreicht. Heute, am Wochenende, herrscht viel Ausflugsverkehr. Am Sandstrand spielen Kinder und baden im Meer, die Eltern machen Picknick. Das schöne Wetter lädt dazu ein. Wir unternehmen einen Bummel durch den Ort, unsere letzten Dirham wechseln den Besitzer. Der freundliche Parkplatzwärter winkt uns in der Abenddämmerung zu und verabschiedet sich. Abends schlafen wir bei Meeresrauschen ein.
Wir nehmen die N 1, da wir noch einen größeren Vorrat an Orangen kaufen wollen. Leider hält sich diese ungespritzte Ware erfahrungsgemäß nicht lange, wir versuchen es trotzdem. Durch die vielen Queds ist auch hier fruchtbares Ackerland. Es werden Getreide, Sonnenblumen, Weintrauben, Zuckerrüben und Orangen angebaut. An einem Straßenstand kaufen wir eine größere Menge und ich werde heute nochmals Marmelade kochen.
Peter nimmt die P 4201, eine Abkürzung zu unserem Ziel. Zuerst ist der Straßenbelag an einigen Stellen zu erkennen, dann hört er gänzlich auf. Wir passieren kleine Ortschaften, in denen die Landarbeiter leben. Hier ist Leben: Frauen mit Kleinkindern, Jungen spielen und die Hühner laufen kreuz und quer. Außerhalb befinden sich die Felder und die Arbeiter/innen sind sicherlich erstaunt solch ein Gefährt wie unseres zu erblicken. Sie blicken von ihrer Arbeit auf und winken uns fröhlich zu. Die Kinder kommen von weither angelaufen, einige rufen nach Bonbon, andere winken nur. Der Weg wird zunehmend schlechter und wir durchfahren etliche tiefe Schlammlöcher. Ein Traktor kommt uns entgegen und winkt ab, der Weg ist nichts für uns. Aber wir sind Mongolei erprobt und fahren weiter. Wir atmen dann aber doch auf, als wir endlich wieder eine feste Teerdecke unter den Reifen haben.
Im nächsten Ort ist der Umschlagplatz für Erdbeeren, die hier angebaut werden. Für 1 Kilo 1a Ware bezahlen wir 90 Cent. Der CP an der Lagune Moulay Bousselham ist gut besucht. Wir suchen uns ein möglichst windstilles Plätzchen, der Wind kommt von Meer und ist recht kühl.
Am Nachmittag steigen wir etliche Stufen hinauf in den Ort. Vom großen Parkplatz hat man einen grandiosen Ausblick auf die Lagune und den Atlantik. Die Restaurants an der Promenade warten auf Gäste. Das Angebot lautet: frischer Fisch gegrillt oder frittiert. In einer Nebengasse befindet sich ein Souk mit Fischmarkt. In den kleinen Restaurants dahinter sitzen einheimische Familien und lassen sich Fischplatten servieren. Vor der Tür steht der Koch und wendet unermüdlich die Fische auf heißer Platte. Das sieht alles sehr appetitlich aus. Wir lassen uns die Karte zeigen und wählen: gemischte Fischplatte mit Beilagen für 7 € p. Pers. Natürlich haben wir die großen Mengen unmöglich vertilgen können. Tipp: 1 Platte mit Vorspeisen reicht für Zwei.
Dieses Restaurant Miami ist der krönende Abschluss unserer Marokkoreise und wir können das Restaurant wärmstens weiterempfehlen.
Ausgerechnet in unserer Ecke ist am Morgen noch alles zugeparkt. Und wir wollen zeitig weiter. Wie gut, dass bei den PKW in der mittleren Spur die Handbremsen nicht angezogen sind so schiebt Peter sie einfach ein Stück vor – schon passt es und wir verlassen den Platz.
An der uns bekannten Gasstation außerhalb von Marrakech lassen wir nochmals Gas auffüllen. 4 kg haben wir innerhalb eines Monats verbraucht. Das ist nicht sehr viel, aber wir brauchten auch seitdem nicht mehr heizen. Ein letzter Supermarkteinkauf bei Marjane, am Abend werde ich Atlas-Forellen braten – 3 Stück kosten 5€. In den 6 Wochen, die wir hier in Marokko verbracht haben, hatten wir nur 4x die Gelegenheit in einem großen Supermarkt (wie in D) einzukaufen. Die andere Zeit haben wir uns in kleinen Kiosken (Brot, Joghurt, Milch und Wasser) und an Marktständen (Gemüse und Obst) eingedeckt – alles für uns Europäer preiswert und gut.
Schon bald wechseln wir von der N 9 auf die mautpflichtige A 7. Wir fahren durch eine sehr fruchtbare und grüne Landschaft, man baut Getreide und Gemüse an. Wir kaufen erstmals am Straßenrand Melonen.
Es begegnen uns LKW, die haushoch mit Strohballen, Plastikgegenständen und anderen Waren beladen sind – wenn das man gut geht! Doch Unfälle sehe ich so gut wie keine – alle passen auf.
Um 17 Uhr erreichen wir nach Rabat in der Stadt Kenitra einen CP. Der Platz ist in „Französischer Hand“, die sich wohl alle (nach ihrer Bräune zu urteilen) auf der Rückreise befinden. Oh je, dann werden die Fähren wohl voll werden die nächsten Tage.
Wie vereinbart, treffen wir gegen 9 Uhr am Parkplatz bei der Koutoubia ein. Im hinteren Bereich parken die Mobile. Nachdem ich im Reisebericht den gestrigen Tag festgehalten habe, marschieren wir in die Medina. Peter hat inzwischen recherchiert, welches Museum einen Besuch wert ist – das Museum für Fotographie. Der Weg dorthin führt uns in eine ganz andere Ecke der Medina. Hier befinden sich in alten restaurierten Karawansereien und Riads kleine Hotels. Mit dem Bus oder Minibus können diese nicht angefahren werden, die Touristen transportieren ihr Gepäck tragend oder mit dem Handkarren bis zur nächstgrößeren Straße. Ich finde, dass die Geschäfte hier sehr viel Wert auf Präsentation legen – sehr einladend sind auch die vielen Galerien.
Das Fotomuseum befindet sich in einem schönen alten Gebäude. Die schwarzweißen Fotos zeigen überwiegend Porträts und Aufnahmen von einigen Städten in Marokko (1930 – 1965). Interessant fand ich den Film einer französischen Besuchergruppe, die um 1950 den Hohen Atlas bereist hat. Er gibt Einblick in die Gebräuche, Tänze und Gesänge – Männer sowie auch Frauen (Untertitel in Englischer Sprache).
Danach tauchen wir wieder ein in die endlosen Gänge der Souks. Schwer bepackt und Fuß müde erreichen wir das Mobil gegen 15 Uhr. Inzwischen hat sich der Parkplatz gut gefüllt.
Schon eine Stunde später laufen wir nochmals in eine andere Richtung los. Um 16 Uhr ist man bereits dabei die ersten mobilen Restaurants auf dem Djemaa el Fna aufzubauen. Bis spät in die Nacht werden hier Leckereien angeboten. Auch die Einheimischen strömen in Scharen herbei. Abend für Abend – 365 Tage im Jahr. Wir schauen und schauen – diese Stadt ist der totale Wahnsinn!!!
| Tages KM: 15
Dienstag, 9.4. Marrakech
Noch bis spät in die Nacht haben wir den Straßenlärm vernommen, dafür setzt er erst am Morgen gegen 9 Uhr ein. Alles Spätaufsteher in Marrakech? Bis Mittag haben wir mit unseren Reiseberichten zu tun. Was nun?
Entschluss: mit dem Bus (25 oder 251) in die Stadt fahren. An der Haltestelle haben wir Glück. Ein PKW stoppt und fragt nach unserem Ziel. „Marrakech Djemaa el Fna“ und schon steigen wir ein. Die Beifahrerin ist Philippinin und erklärt uns (sie spricht ausgezeichnet Englisch), dass sie mit dem Fahrer ihrer Firma unterwegs ist. Sie beklagt sich, dass hier alle nur Französisch sprechen und kein Englisch. Somit ist keine Verständigung an ihrem Arbeitsplatz möglich. Da ist sie wohl mit den falschen Voraussetzungen nach Marokko gekommen!
Wir laufen über den Platz Djemaa el Fna. Auf dem „Platz der Gehenkten“ sind auch tagsüber die Schlangenbeschwörer, Gaukler, Medizinmänner und Frauen für Hennakosmetik auf Touristenfang. Jede Menge Stände mit getrockneten Früchten: wie Datteln, Mandeln und Nüssen. Wer Durst verspürt, kann sich vorort frisch gepressten O-Saft kaufen. Es wimmelt nur so von Touristen, zu Fuß und in Kutschen unterwegs. Wie mag es am Abend sein, wenn die Garküchen hier ihre Stände aufgebaut haben?
Der große überdachte Souk schließt sich an. Auch hier ist viel los, nur dass zwischen den Touristen und Händlern noch die Einheimischen auf ihren Mofas durchbrausen. Es würde Seiten füllen, das Angebot aufzuzählen – schaut einfach die Fotos an. Von den angestrahlten Gegenständen in Silber und Messing sind wir geblendet und schlagen den Weg zu den Handwerksgassen ein. Hier ist es wesentlich dunkler und die Arbeiter haben keine idealen Arbeitsbedingungen. Auf dem nackten Boden hocken die Arbeiter um Souvenirs für die Touristen (oder Ikea?) von Hand herzustellen. Die Eisen Schmieder schweißen, formen, hämmern und stanzen – richtig schöne Kunstwerke kommen da zustande.
Es ist Zeit für eine kleine Pause. In einem kleinen Café (unter Einheimischen sind wir die einzigen Touristen) stärken wir uns mit frisch gepressten Säften und Leckereien – oberlecker.
Auf dem Parkplatz bei der Koutoubia reservieren wir einen Stellplatz für Morgen. Heute parken hier nur 2 Mobile, die restlichen Flächen sind vollgeparkt mit PKW und vor dem Eingang warten noch etliche auf Einlass. Parkplätze in der Innenstadt sind Mangelware. Parken und Übernachten im Mobil kostet in diesem Jahr 11 Euro. Der Platz ist nicht schön, aber dafür steht man mitten in der Stadt und kann jederzeit zum Bummeln ausschwirren.
Wir erleben heute eine abenteuerliche Busfahrt zurück zum Camping. Da wir für die Hinfahrt nicht den Bus nahmen, müssen wir erst die Abfahrstelle suchen. Nach zweimal nachfragen stehen wir mit vielen Einheimischen und warten auf das Eintreffen vom Bus. Er kommt leer an, doch beim Einsteigen gibt es eine wilde Schieberei. Fest die Handtasche vor den Bauch gepresst schiebe ich mich nach vorn, Peter steht bereits im Bus und versucht einen Platz zu besetzten. Von allen Seiten wird geschoben. Ich habe Glück, dass einige Marokkaner mich vorlassen und nach Bezahlung beim Fahrer (1 Fahrt kostet 75 Cent), sitze ich neben Peter. Viele finden keinen Sitzplatz und müssen stehen, für Frauen mit Kleinkindern und ältere Personen stehen Einheimische auf. Da wir nicht sehen können, wann der CP erreicht ist (es stehen zu viele im Gang) frage ich einen Mann nach Ourika Camp, er nickt. Der Bus stoppt nur nach Zuruf, es gibt keinen Signalknopf. Alles klappt und wir können den Bus an richtiger Stelle verlassen.
Heute Abend möchte ich nicht kochen und wir bestellen im CP Restaurant Fleischspieße mit Beilagen und Salat zu um 18.30 Uhr. Ich bade erstmals im Pool, außer mir sind nur einige einheimische Frauen mit ihren Kindern hier. Nur die Kinder baden.
Als wir beim Restaurant eintreffen, fängt man mit dem Kochen an – das rieche ich durch die Flügeltür, die in die Küche führt. Wir sind die einzigen Gäste. Eine Frau im Kittel kommt aus der Küche, deckt den Tisch – fragt aber nicht nach Getränken. Das Essen kommt, der Salat fehlt und wir bestellen die Getränke. Der Salat kommt, als wir mit dem Essen fertig sind, es war nur ein Seniorenteller. Die Erstellung der Rechnung nimmt viel Zeit in Anspruch. Wie kann das alles klappen, wenn der hier der „Laden“ voll ist? Wir vergeben 3 Sterne (Essen wenig aber gut – Service schlecht).
Was machen die Frauen tagsüber, wenn ihre Männer im Souk Touristen „ausnehmen“? Sie fahren mit dem BMW Geländewagen ihre Kinder in ein Schwimmbad und halten ein Schwätzchen mit den Freundinnen bis der „Hausherr“ zu Hause ist.
Montag, 8.4. Stausee - Marrakech Camping Ourika
Heute geht es über den Tizi-n-Tichka Pass gen Marrakech, etwa 250 km. Ein Stück fahren wir die N 7, dann die Nebenstrecke über Telouet. Diese sind wir vor Jahren mit einem Jeep gefahren, nun ist sie ausgebaut und auch für größere Mobile zu befahren. Wir kommen an der Kasbah Ait Benhaddou (UNESCO Weltkulturerbe) vorbei. Ein Stopp bei der Aussichtsplattform, wie alle Touristen steigen wir aus und machen Fotos. Die Händler warten bereits auf uns. Ein Maler zieht uns magisch an, da hat sein Nachbar der Schlangenbeschwörer „schlechte Karten“. Der Maler zaubert innerhalb kurzer Zeit mit nur wenigen Pinselstrichen wunderschöne Karawanen- und Kasbah Bilder. Er verwendet nur3 Naturfarben, aus Kaffee, Safran und Indio. Über eine Gasflamme fixiert er die Farben – so etwas habe ich noch nie gesehen. Wer mich kennt, weiß, dass ich so ein Bild für Zuhause gekauft habe. Kostenpunkt: umgerechnet 4 Cappuccino in Glinde.
Ait Benhaddou haben wir bereits angeschaut und heute sind viele Touristen dorthin unterwegs, so fahren wir weiter am Qued Ounila entlang. Wir kommen in steilen Serpentinen auf 1900m, blicken in tiefe Schluchten und entdecken immer wieder an Felsterrassen Überreste von einer alten Kasbah und Ksar. Hier entlang verlief der Karawanenweg bis Timbuktu. Die Herrscher in diesem Gebiet knüpften ihnen Wege Zoll ab und kamen so zu unermesslichem Reichtum (habe ich nachgelesen). Immer wieder steigen wir aus, genießen die Ausblicke und machen Fotos – so erreichen wir niemals heute Marrakech!!!
Die so vielen unterschiedlichen Brauntöne, das tiefe Grün der Getreidefelder mit roten Mohntupfen, leuchtend gelbe Blumen umschwirren Bienen (hier oben haben Imker ihre Bienenstöcke aufgestellt), die Sonne strahlt vom blauen Himmel und im Hintergrund grüßen die Schneegipfel – dieser Umweg hat sich wirklich gelohnt!!! Nach Telouet (auch hier kann man eine alte Kasbah besichtigen) wird das Tal breiter und wir kommen etwas schneller voran. Auf 2260m Höhe ist der Pass Tizi-n-Tichka erreicht. Hier scheinen fast alle einen Stopp zu machen. Kaum ausgestiegen, schon sind die Händler uns auf den Fersen. Wollen wissen, ob wir was zum Tauschen haben. Das verraten wir vorerst nicht.
Beispiel: für 3 Drusen Steine möchte der Händler umgerechnet 20 €. Jetzt beginnt das Handeln. Ich ziehe mit Fell gefütterte Lederhandschuhe an und schwinge sie vor seinen Augen. Der Händler nimmt sie in Augenschein, setzt den Preis niedriger an. Noch zu hoch, er befühlt die Handschuhe und ich sage ihm meinen Preis:5 €. Schon hat er die Handschuhe in der Hand will aber mehr Geld. Ich sage mit energischer Geste:“ Gib mir meine Handschuhe wieder. Ich gehe zu deinem Freund, der gibt mir mehr“ und greife zu den Handschuhen. „Ok, ok“, ertönt es da und für mein Angebot erhalte ich die 3 Steine.
So werden wir mit noch einigen Händlern einiges für unsere letzten Souvenirs tauschen. Am liebsten hätten alle unsere schönen Flies Jacken (die Peter und ich tragen) – doch bei der Kälte hier oben benötigen wir diese selbst. Die Händler verfolgen uns bis zum Mobil, jetzt nur noch alles ins Auto – und wir machen uns sprichwörtlich: „in den Staub“.
Die Staubpiste erwartet uns nach dem Pass. Ein Großteil der Strecke Richtung Marrakech (etwa 40 km) sind Großbaustelle und es zieht sich – mal Staub, mal Matsch unter den Reifen. In unübersichtlichen Kurven überholen uns einige „lebensmüde“ Fahrer.
Fix und fertig erreichen wir nach zwei Anläufen den schönen CP Ourika – 12 km von der Altstadt Marrakech entfernt. Es ist bereits 17.30 Uhr, als wir umgeben von farbenprächtigen Bougainvillea einparken. Vögel zwitschern in Bäumen, Orangenblüten duften, ein Schwimmbad mit Wasser lädt zum Baden ein und die Duschen haben warmes Wasser non-Stopp. Sind wir im Paradies?
Heute haben wir zu PC-Arbeiten einfach keine Lust und ein kühles Bier spült allen Staub aus unseren Kehlen.
Seit gestern streikt Peters Fotoapparat und verweigert auch heute seine Dienste. Ärgerlich, wir haben ihn vor einem Jahr vor unserer letzten Russlandreise gekauft. Gut, dass wir noch einen alten in Reserve im Gepäck haben. Doch die Bildqualität wird eine andere sein.
Ideales Wetter für einen Ruhetag – ohne Wind, nur Sonne. Es ist ein Kommen und Gehen. Die Einheimischen kommen mit Autos und Mofas, stören uns aber in keiner Weise. Gegen Mittag kommen die Ziegen, dann die Schafe und dahinter 3 kleine Hirtenkinder. Ein Junge ca. 10 Jahre, das Mädchen 8 Jahre und der kleine Junge 6 Jahre begrüßen uns aus der Entfernung mit Bon Jour. Sie setzen sich nicht weit von uns auf einen Felsvorsprung und schauen nach den Tieren. Ich gehe hin, begrüße sie mit der Hand und frage sie nach ihren Namen. In ihren Bekleidungen sehen sie nicht „wohlhabend“ aus und so packe ich im Reisemobil einige Kleiderspenden zusammen, für jeden eine kleine Tasche. Sie strahlen mich an und bedanken sich mit „Schogran“ (danke auf Arabisch). Da es ihre Aufgabe ist die Tiere zu hüten, verschwinden sie mal hierhin, mal dorthin. Dann kommen sie wieder, sitzen an anderer Stelle und winken uns fröhlich zu. Ich laufe zu ihnen um ein Foto zu machen – frage sie vorher. Dafür gibt es ein Bonbon für jeden. Als sie am späten Nachmittag mit den Tieren heim ziehen, gucken sie mehrmals zurück und winken.
Gedankenspielereien: Kein Kind in dem Alter in Deutschland (die ich kenne) müssen bei sengender Hitze Arbeiten verrichten, auf Tiere aufpassen und hinter ihnen herrennen. Die Kinder in Marokko haben seit 7 Tagen für 2 Wochen Ferien. Diese Kinder hier waren einfach nur nett und nicht lästig (was wir auch schon erlebt haben). Besonders der Kleinste hat mich an mein Enkelkind erinnert. Wo war ich mit meinen Gedanken, dass ich ihnen kein Popcorn gemacht habe?
Samstag, 6.4. Zagora - Quarzazate Stausee
Die Feier beim Planen Macher ging bis zum 1. Ruf des Muezzin. Als wir um kurz nach 9 Uhr den CP verlassen, sind die Zelte abgebaut und von der Feier (schätzungsweise 100 Gäste) ist nichts mehr zu sehen.
Wir fahren die N 9 Richtung Quarzazate und kommen durch das wunderschöne Draa Tal. Es reiht sich eine Oase an die andere, der Fluss Draa führt genügend Wasser. Wir kommen an einigen Kasbahs vorbei, die besichtigt werden können. Sehr sehenswert mit Führung, da man so erst das Leben in einer Kasbah vor hunderten von Jahren begreift - wir haben bereits vor Jahren uns einige angeschaut.
Nach der quirligen Stadt Agdz windet sich die Straße ins Gebirge und wir können die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas erkennen. Mit vielen Fotostopps erreichen wir den Pass in 1700m Höhe. Immer bergab erreichen wir Quarzazate um die Mittagszeit. Viele Touristen sind unterwegs, unser Übernachtungsplatz liegt 20 km außerhalb an einem Stausee mit herrlicher Aussicht. Ein stark böiger Wind kommt aus wechselnden Richtungen und macht einen Aufenthalt im Freien bei nur 22° C so gut wie unmöglich. Wir machen eine kleine Wanderung. Viele Einheimische kommen auf einen kurzen Besichtigungsstopp an diesen schönen Ort für ein kleines Picknick. Doch windgeschützte Plätze sind heute Mangelware!
Für die Übernachtung parken wir nochmals um und haben Glück, in der Nacht schläft auch der Wind ein.
Heute sehen wir erstmals markierte Fahrradwege (re+li) auf der neuen Fahrbahn Zagroa/Agdz, doch kurz vor der „alten“ Gebirgsstrecke hören sie auf.
Die Stadt Zagora liegt am Rande der Wüste und war früher eine wichtige Karawanenstation. In den letzten Jahren ist sie touristisch stark ausgebaut worden. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das inzwischen erneuerte Schild: „52 Tage bis Timbuktu“. Jetzt, in heutiger Zeit, wo alles so schnelllebig ist, kaum vorstellbar. Aber auch wir haben inzwischen festgestellt, dass unter der heißen Sonne Afrikas alles viel gemächlicher zugeht. Die meisten Touristen kommen im Winter nach Zagora (Nov. bis März), wegen der hier angenehmen Temperaturen. Jetzt, in der Nachsaison ist dieser schöne Platz nur mit 8 Fahrzeugen belegt. In der Stadt gibt es fast alles für den täglichen Bedarf und zweimal die Woche findet ein großer Souk statt. Mit den Touristen kommen die Händler. Mit Turban (Chech) und blauem Umhang bekleidet sitzen sie vor ihren Geschäften. Die vorbeilaufenden Touristen sprechen sie aufs Geratewohl in der vermeintlichen Landessprache an, preisen die Waren im Geschäft und Ausflüge in die Wüste. Gerne würde ich interessehalber schauen, doch einige Händler sind einfach zu aufdringlich. Bummeln macht durstig und hungrig, so haben sich auch unzählige Restaurants in der Haupteinkaufsstraße niedergelassen. Wir probieren den leckeren Michshake mit Avocado, obendrauf gehackte Mandeln und Nüsse. Er ist so dick, dass zu dem Strohhalm noch ein Löffel gereicht wird.
Mehrmals am Tag ruft der Muezzin, von jedem Minarett zeitversetzt. Das hört sich an wie ein Kanon, nur nicht so melodisch.
Wir laufen auf die andere Seite vom Fluss, eine neue Brücke führt hinüber. Hier stehen die feudalen Hotels und Riads. Uns ist aufgefallen, dass in jedem zweiten Geschäft geführte Touren (mit und ohne Übernachtung) in die Wüste angeboten werden. Ein niederländisches Ehepaar vom CP hat so eine Tour unternommen (4x4) und 140 € p.Pers bezahlt. Sie waren begeistert, doch ihm fehlte nur das Schlückchen Bier unter dem Sternenhimmel.
Donnerstag und Freitag sind beliebte Tage zum Heiraten. In der Stadt sind uns die mit bunten Bändern geschmückten PKW aufgefallen. Sie und die ihnen folgenden Gäste fahren mit Hupkonzert durch die Stadt. Vereinzelt hören wir Böllerschüsse, wie zu Silvester. Nicht nur in Hotels finden Feiern statt. Der Markisenbauer gegenüber vom CP hat vor seinem Geschäft ein riesengroßes Zelt aufgebaut. Der Eingang ist geschickt verdeckt. Wir hören Stimmengewirr aus dem Zelt und draußen laufen Kinder umher. Später wird getrommelt und gesungen – fröhlich und ausgelassen hört sich die Feier an. Da möchte man gerne einmal Zuschauer sein.
Mittwoch, 3.4. Foum Zguid - Zagora
Heute nehmen wir den Ort näher in Augenschein. Mehrere kleine Ksar liegen Drumherum, die Neubauten erstecken sich überwiegend an der Hauptstr. entlang. Man macht uns auf so ein altes Ksar aufmerksam, Besichtigung möglich. Schon bald stöbern wir durch die verlassenen dunklen Gassen, nur hinter ganz wenigen Türen vermuten wir Bewohner. Viele Gebäude sind eingestürzt und erst jetzt ist das Ausmaß der in sich verschachtelten Räume zu erkennen.
Heute Markttag im Ort – Gemüse, Obst, Gewürze, alles frisch und preiswert. In diesem Land könnten Vegetarier sehr günstig leben. Wir lassen uns frisch gepressten O-Saft servieren, am Nachbartisch besprechen die „Wüstenfahrer“ den heutigen Tagesablauf. Ihre Kostüme sehen sehr dekorativ aus.
Den weiteren Tagesverlauf wollen wir am Platz relaxen. Doch es kommt anders. Gegen 15 nimmt der Wind gewaltig zu, Sand wird aufgewirbelt und wir müssen bei hochsommerlichen Temperaturen alle Fenster schließen. Das macht keinen Spaß und 1-2-3 haben wir alles zusammengepackt. Über die N 12 sind es bis Zagora nur 130 km. Vorher müssen wir die Bezahlung regeln. Leider ist das Büro am Eingang noch immer nicht besetzt. Den Patron haben wir seit unserer Anreise gestern noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Wir warten und suchen die obligatorischen 15 Min, es tut sich nichts. So fahren wir ohne Bezahlung von dannen – als Zechpreller!!!
Die N 12 führt durch ein sehr breites Tal mit wenig Bewuchs. Auch hier haben wir mit Wind und Sand zu kämpfen. Manchmal können wir den weiteren Verlauf der Straße nicht sehen, der Sandsturm nebelt alles ein. An einigen Stellen haben sich Sandverwerfungen auf der Straße gebildet – die überfahren wir mit Schwung.
Erstmals sehen wir Melonenfelder. Ein Kaufversuch scheitert mangels Sprachkenntnisse. Sollen wir eine vom Feld klauen? Nein. Die recht eintönige Landschaft und der Sandsturm laden nicht zu weiteren Stopps ein. Gegen 18 Uhr erreichen wir den CP Les Jardins de Zagora und richten es uns häuslich ein. Hinter Mauern und auf Kiesuntergrund spüren wir das Unwetter das um uns tobt nicht so stark.
Die heutige Strecke nach Foum Zguid hat nur wenige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Vor Tissinnt stoppen wir bei den Cascaden von Atiq. Von einer kleinen Terrasse hat man Ausblick auf die tiefer liegenden Cascaden. Die Bewohner des Ortes benutzen die Felsbecken zum Wäschewaschen und Baden. In den Felsen befinden sich einige Naturhöhlen. Wir machen auf unserer Weiterfahrt des Öfteren einen Fotostopp. Schauen vom zerklüfteten oberen Felsenrand in die fruchtbaren Oasen Täler. Einige km nach Tissinnt führt eine Piste zu weiteren Cascaden, das letzte Stück ist aber nur von Allradfahrzeugen zu befahren. Leider fehlt ein Hinweis an der Straße. Wir laufen zu Fuß hinunter, doch so früh am Morgen sind noch keine Besucher Vorort. Das salzhaltige Wasser hat in ausgetrockneten Vertiefungen weiße Ränder hinterlassen. Baden im Fluss ist möglich.
Wir durchfahren eine Steinwüste mit sehr wenig Bewuchs. Einige Ziegenherden und Kamele können wir entdecken. Wir nähern uns in der Mittagszeit Foum Zguid. Auf dem CP Khaima Park machen wir es uns unter schattigen Palmen bequem. Wenn kein Lüftchen weht, ist es in der Sonne unerträglich. Schlapp hängen wir in unseren Liegen. Heute Mittag 24°C. Am späten Nachmittag unternehmen wir einen Stadtbummel und erledigen einige Einkäufe.
Peter und ich schauen uns Tata und die CP des Ortes an. Es gibt insgesamt 4 Möglichkeiten, wir befinden uns auf dem Schönsten (so meinen wir). Zwei CP liegen direkt in der Stadt und somit sind die Einkaufmöglichkeiten nicht weit. Beliebt sind die CP in Tata bei Touristen, die an Rheuma- und Atemwegserkrankungen leiden.
So bleiben einige den ganzen Winter über hier. Doch jetzt, Anfang April, sehen wir nur wenige Touristen.
Im Ort entdecken wir die leckeren Schmalzkringel – unser heutiges Mittagessen „auf die Hand“.
Die Rosenheimer, Manuela und Gerhard, bleiben auch noch einen weiteren Tag – am Abend wollen wir gemeinsam grillen.
Unerwarteter Besuch: Ein recht junger Hund kommt zu uns an den Tisch während wir grillen. Er ist sehr zutraulich – man möchte ihn unentwegt knuddeln. Wo ist die Mutter – muss er sich womöglich selbst versorgen? Der Besitzer vom CP streichelt ihn ab und zu, doch er gibt zu verstehen: Das ist ein Hund der Straße und dort gehört er auch hin! Der Kleine, wir nennen ihn wegen seiner braunen Tupfen Flecki, bekommt von uns ein paar Happen vom Tisch. Dann wird er müde und kuschelt sich auf dem Schoß von Manuela wohlig in einen alten Pulli. Später betten wir ihn in eine größere Schüssel samt Pulli und stellen diese an die Mauer der Rezeption.
Morgens steht die Schüssel leer auf dem Tresen, der Pulli hängt über einer Stuhllehne. Wo ist Flecki? Uns allen ist traurig zu mute.