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- 2023

Kurzgeschichten von der Reise

Arbeitgeber in der Türkei

So erzählt uns ein Imbiss- und Teestubenbesitzer am Narilgöl.
Ein Geschäftsmann (es spielt keine Rolle ob er 200 oder nur 2 Angestellte hat) muss dafür sorgen, dass die Angestellten an ihren Arbeitsplatz hin und her befördert werden, notfalls muss er sie selbst abholen. Außerdem bekommen sie ein Gratismittagessen. Der Koch von seinem Imbiss bekommt umgerechnet 500 Euro, hinzukommen für den Arbeitgeber Abgaben von 70 Euro. Da in der Türkei die Kraftstoffpreise enorm gestiegen sind, kostet ihm der Hol- und Bringe Dienst seiner 2 Mitarbeiter 700 Euro monatlich.
Da kann er doch gleich selbst arbeiten – meine ich.


Ali Babas in der Türkei

So wie wir als Touristen oft bei Eintrittsgeldern „abkassiert“ werden, so haben wir es auch bei Besuchen im Café, Restaurant, Basar oder Straßeneinkauf erlebt.
Man sieht es uns an, dass wir als Touristen mit den Preisen im Lande nicht so bewandert sind. In den meisten einfachen Restaurants gibt es keine Speisekarte und wenn, dann stehen da keine Preise. Die zu erfragen gilt es immer vorher, nachher hat man oft bei der Bezahlung dann Diskussionen – und geht als Verlierer hervor. Das ist uns schon sehr oft passiert, nicht nur in der Türkei. Darum habe ich in meiner Handtasche einen kleinen Notizblock mit Stift dabei und lasse mir die Preise vor der Bestellung aufschreiben.
Sehr hoch sind die Preise immer in stark von ausländischen Gästen besuchten Ausflugsgebieten. Da haben wir das Gefühl, dass man mit zweierlei Preisen arbeitet. Die, für Einheimische und die für ausländische Besucher.
Wir haben aber auch erlebt, dass ohne Preisanfrage vorher ganz normal „abgerechnet“ wurde.
Und wurden wir einmal abgezockt, dann haben wir das als „Entwicklungshilfe“ verbucht.


Was machen die vielen Russen in der Türkei?

Sie fallen auf durch ihre Kennzeichen, am PKW und auch an Reisemobilen. Wir haben Reisemobile in Göreme, Cirali und auch weiter im Norden bei Ephesos getroffen und mit zweien habe ich mich unterhalten – Völkerverständigung. Dazu muss ich sagen, dass mein Russisch (außer den Buchstaben lesen) mangelhaft ist. Diese jungen Frauen sprachen englisch.
Die eine Familie war mit 2 Töchtern in einem Selbstausbau (der Mann hat in 2 Jahren den Innenausbau eines Kleinbusses selbst vorgenommen) seit 5 Monaten unterwegs. Die schulpflichtigen Töchter wurden während der Reise von der Mutter unterrichtet. Der Mann konnte von unterwegs aus arbeiten – IT macht es möglich. Im Ende Oktober wollen sie wieder daheim in Russland sein.
Die andere junge Familie war mit ihrem 12jährigen Sohn im Zelt und PKW unterwegs. Auch hier unterrichtete die Mutter das Kind stundenweise– aber am PC. Den Mann haben wir auch am PC arbeiten sehen. Als ich fragte, ob sie Urlaub machen, meinte die Frau sie wären Reisende – mal hier, mal da. Kann man das Finanzieren in jungen Jahren – unterwegs sein kostet auch Kraftstoff, Campinggebühren und Essen. Vermissen die Kinder nicht ihre Schulfreunde? Das sind Fragen, die ich mir stelle.
Aber vielleicht wollen sie auch nur noch ein wenig unbeschwert das Leben genießen – wer weiß was sie in ihrem Heimatland erwartet?


Über Straßenbau und öffentliche Verkehrsmittel

Wir waren zuletzt 2018 in der Türkei unterwegs. Neue Straßen entstehen innerhalb kürzester Zeit, oft 2 spurig in alle Richtungen und der Belag ist vom Feinsten. Weil die Türkei auch viel Gebirge hat, mussten oft „Berge“ versetzt werden.
Bei Baustellen werden die Verkehrsteilnehmer über neu angelegte Seitenfahrbahnen mit Asphaltdecke geleitet, damit auf den Baustellen gearbeitet werden kann. Keine Vollsperrungen mit Kilometerweiten Umleitungen, wie es in Deutschland praktiziert wird. Die Bauarbeiter arbeiten wie die Ameisen – alle Tage rege Tätigkeit. Nicht wie bei uns, wo am Freitag nur noch die Baufahrzeuge stehen und sich nichts bewegt.
Damit der Verkehr durch die Großstädte zügig läuft, hat man weitgehend auf Ampeln verzichtet. Alle 50 Meter gibt es Fußgängerbrücken mit Rolltreppen oder sogar mit Fahrstuhl, damit überqueren die Bewohner die Straßenseiten. Und diese Einrichtungen funktionieren sogar. Nicht wie bei uns im neu gebauten Busterminal Obergeschoß, wo nach kurzer Zeit der Fahrstuhl ausfiel und das benötigte Ersatzteil erst nach Wochen geliefert werden konnte. Die Türkei ist da sehr fortschrittschlich. In den großen Städten fahren Straßenbahnen auf begrünten Mittelstreifen. Im Bus haben wir unsere Fahrkarte direkt beim Busfahrer bargeldlos mit Kreditkarte bezahlt. An Ampeln wird oft in Sekunden die Zeit runtergezählt, wann es grün wird – somit fährt sofort alles los. Einige Ampeln haben auf den Trägern grüne oder rote Leuchtmittel, somit ist bereits von weitem (auch bei Sonneneinstrahlung) rot oder grün zu erkennen. Wir sind durch einige Großstädte gefahren und außer in Istanbul (15 Mio EW), gab es niemals einen Stau mit Wartezeiten.


Von Türken, die das Reisen im eigenen Land mit dem Camper entdeckt haben

Haben wir bei unserer letzten Reise vor Jahren bereits die ersten Türken mit ihrem Reisemobil gesehen, so hat das bis heute gewaltig zugenommen. Von alten europ. Ausführungen, eignen Türkischen Modellen, Selbstausbau Busse und kleinen Wohnanhängern – die Türken bevölkern mit uns Campingplätze, Parkplätze in Städten und an schönen Stränden. Dabei fällt uns auf, dass sie uns überwiegend „links“ liegenlassen. D.h., sie lassen uns in Ruhe. Doch das wollen wir ja nicht, wir wollen uns mit ihnen austauschen. Woher und wohin, was sie lieben und was wir uns unbedingt anschauen sollen. Vielleicht scheuen sie Sprachprobleme, doch die meisten haben wie auch wir ein Smartphone und können mit dem Übersetzter problemlos sich mit uns verständigen. Was ist dann das Problem?
Ist unser Mobil zu groß und sie trauen sich nicht, uns anzusprechen –sind wir zu unnahbar? Oder ist man in der Türkei jetzt auch reservierter was Touristen anbelangt?
Oft bricht das Eis, wenn wir auf sie zugehen und sie ansprechen.
Dann stellen wir fest, dass es in ihren Familien sich oft so verhält wie bei uns. Die Kinder müssen dahin gehen, wo sie in ihren Berufen Arbeit finden. Das kann recht weit sein, auch in der Türkei und dann sieht man sich nicht so oft. Ein großes Problem, wenn es Enkelkinder gibt. Aber ist es bei uns nicht ähnlich? Ich weiß von deutschen weiblichen Reisenden, dass ihnen die Familienbande wichtig sind und sie gerne nach einigen Monaten wieder zu Hause sind. Die älteren türkischen Campingfrauen sind oft Hausfrauen und haben, wenn sie über 50 Jahre alt sind, keinen Beruf erlernt. Sie haben sich um Haushalt und Kinder gekümmert. Junge Familien sind mit ihren Kleinkindern (jetzt in der Nachsaison) unterwegs. Und sie machen dort Urlaub, wo es just schön ist. Wie z.B. am Wasser. Die Caravan Anhänger sind klein und die Selbstausbau Kastenwagen noch kleiner, doch Unterwegs sein – so wie bei uns in Deutschland vor 50 Jahren – bedeutet den Türken in heutiger Zeit viel.


Was für eine Nacht

Schon oft haben wir, wenn wir in park4nigth keine passende Übernachtung fanden, einen Übernachtungsplatz nach unserem Gutdünken gesucht. So auch heute Nacht. Doch der Lärm der nahen Straße nimmt nachts noch zu. Peter zählt um 24 Uhr 2 LKW pro Minute – mal in die eine, mal in die andere Richtung donnern sie an uns vorbei. Wir können uns nicht erklären, was nachts über diese Straße an LKW Ladungen transportiert wird. An Schlaf ist nicht zu denken.
Anziehen und in Dunkelheit die noch verbleibenden 30 Kilometer bis in die Stadt Kangal fahren? Nach kurzer Überlegung machen wir das. So brausen wir mit den LKW durch die stockdunkle Nacht. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Die LKW nehmen um Kangal die Umgehungsstraße, wir fahren in den Ort. Unweit vom Zentrum, auf einem großen Parkplatz mit Wohnhäusern und BIM Markt, parken wir ein. Nirgendwo brennt Licht, nur ein paar Hunde bellen weit entfernt. Hier werden wir sicher gut schlafen – denken wir.
Doch kaum liegen wir im Bett, da klopft es an unser Mobil. Peter und ich schauen uns an. Vielleicht sollten wir ein Fenster öffnen und hinausschauen. Peter öffnet ein Fenster. Eine Frau in Uniform gibt uns freundlich zu verstehen, dass wir hier nicht parken dürfen. Zur besseren Verständigung zeigt sie uns ihr Handy mit Text in Englisch. Wir zeigen auf den Platz gegenüber, das scheint in Ordnung zu sein. Anscheinend stehen wir hier direkt vor einer Behörde.
Wir parken um, das können wir im Schlafanzug erledigen – uns sieht ja keiner. Die weitere Nacht verlief dann ruhig ohne Störungen.


Nette Begebenheit im Restaurant

Als wir in Ayazini gegen Mittag unsere Höhlenbesichtigungen fortsetzen, ist es schon sehr warm. Da kommt uns ein schattiger Teegarten gerade recht und Gözleme (die leckeren gefüllten Teigfladen) werden hier auch angeboten. Unter schattigen Bäumen warten wir auf unser Essen. Als der Wirt uns auf Türkisch fragt, ob wir zuerst den Tee serviert haben wollen können wir ihn nicht verstehen. Ein Herr vom Nachbartisch ist uns sofort behilflich und kann dolmetschen. So kommen wir ins Gespräch. Er hat 15 Jahre in Zürich gearbeitet und sich dann entschlossen mit 49 Jahren in die Türkei zurückzukehren. Mit seinen 250 Euro Rente auf Lebenszeit und kann er hier gut leben, sein Haus ist bezahlt. Er ist 55 Jahre alt, betreibt unweit von hier ein kleines Café und fühlt sich sichtlich in seiner Heimat wohl.
Als wir den Wirt um unsere Rechnung bitten, winkt dieser ab. Unsere Rechnung wurde bereits vom unserem Gesprächspartner bezahlt. Bei so viel Gastfreundschaft sind wir platt und können uns nur noch herzlich bedanken. Tesekürler.



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Üble Begegnung mit Hunden

Wir befinden uns südlich von Eskisehir. Hier lebte bereits 700 Jahre v.Chr. ein Volk. Sie bauten sich nicht nur Höhlen in den Tuffsteinfelsen, sondern legten auch Felsengräber an. An mehreren Orten sind diese zu besichtigen.
Von unserem Übernachtungsort brechen wir zeitig auf und parken in einem kleinen Dorf. Alles schläft noch, nur einige Hunde haben uns wahrgenommen und bellen laut, es scheint eine Hundezucht zu sein, so viele Hunde tummeln sich im Garten.. Eine Tempelfassade haben wir in der Ferne ausgemacht und nehmen den kleinen Trampelpfad, 150m an den Häusern vorbei. Das Hundegebell wird lauter und schon erblicken wir 2 Kangals auf uns zustürmen, bellend und Zähnefletschend. Ihr Anblick mit dem Metallbespickten Halsbändern löst bei mir Angst aus. Unsere Rufe: Sie sollen abhauen bezwecken nichts – sie kommen immer näher. Ich wende mich ab um zum Mobil zurückzugehen – hier gehe ich nicht weiter. Der eine Hund beißt zu, erwischt meine Hose am Gesäß. Doch seine Reißzähne spüre ich auch auf der Haut. Peter schreit die Hunde an, schlägt mit seiner Umhängetasche um sich, wehrt die Hunde ab. Ihm ist auch nicht wohl bei der Sache, sind das doch gewaltig große Hunde. Von den Besitzern hört und sieht man nichts. Mit schlotternden Knien steige ich ins Mobil. Wir besehen uns die Wunde. Die Hose ist unbeschädigt aber nass, auf der einen Pobacke sind deutlich die vier Abdrücke der Reißzähne zu sehen. Eine Stelle blutet leicht. Wir desinfizieren die Wunde. Impfungen gegen Tetanus und Tollwut habe ich.
Aber die Schmerzen beim Sitzen muss ich noch einige Tage ertragen. Alles wird blau und grün. Noch einmal glimpflich davongekommen?
Nun gehört Pfefferspray zur Standartausrüstung. Jetzt wissen wir auch, warum auf dem Land viele Männer einen Stock bei sich tragen.
Natürlich sind die meisten Hunde die wir sehen, ganz freundlich und teilweise auch zutraulich.
Aber das Anspringen mögen wir überhaupt nicht.
Wir haben weiter entfernt noch einen anderen Weg gefunden und uns die Tempelfassade angesehen.


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Besuch im Hamam

Immer wenn wir in der Türkei sind, besuchen wir gerne ein typisches Hamam. Mit allem Drum und Dran: Peeling, Sauna und Massage. Meistens gibt es hinterher einen Cay. Das ganze dauert, je nach Andrang, gute 1 bis 1,5 Stunden.
Hier in Tokat gibt es das Ali Pasa Hamam und wir haben gelesen, dass aus Tokat angeblich die besten Masseure kommen sollen. Auch hier gehen Männer und Frauen getrennt, durch separate Eingänge.
Ich buche das volle Programm, es soll umgerechnet 7 Euro kosten. Im Empfangsraum befindet sich in der Mitte meist ein Brunnen, die Rezeption und etwas erhöht die Umkleidekabinen. Nachdem ich in einer kleinen Umkleidekabine meine Kleidung, in einem Schließfach meine Handtasche verwahrt und um meinen Körper ein Handtuch gewickelt habe, führt mich die Bademeisterin in einen Vorraum des Hamams. Hier steht eine Massageliege und an den Wänden befinden sich Ruhebänke. Die Temperatur ist angenehm warm. Im nächsten Raum, befindet sich das eigentliche Hamam und als ich es betrete, nimmt mir die feuchtwarme Luft fast den Atem. In erhöhten Nischen gibt es mehrere, auf dem Boden stehende Waschtische aus Stein. Mit Hähnen, aus denen heißes oder kaltes Wasser fließt, kann man die Wassertemperatur zum Waschen selbst regeln. Kleine Schalen stehen bereit und mit denen übergießt man seinen Körper. Das Wasser fließt in einer Rille ab. In der Mitte vom Raum befindet sich die etwas erhöhte, von unten erwärmte, runde Marmorplattform. Normalerweise legt man sich auf den warmen Stein zum Schwitzen und wartet auf die Bademeisterin. Die nimmt hier das Peeling mit einem Rubbelhandschuh vor. Hautschuppen lösen sich und man kommt sich sehr dreckig vor, wenn man die vielen schwarzen Röllchen sieht. In einer bereitgestellten Schüssel befindet sich angenehm duftende Seifenlauge. Mit dieser wird der Körper über und über eingeschäumt. Die Massage erfolgt mit Schaum. Sehr angenehm.
Weil aber in diesem Hamam erst vor kurzem der Ofen angefeuert wurde und der Stein viel zu hieß ist, bittet man mich auf der Massageliege Platz zu nehmen. Die Anwendung ist die Gleiche, aber die Atmosphäre auf dem warmen Stein: tausend Mal schöner!
In Tokat gibt es nur eine Bademeisterin und die 2. Kundin wartet bereits auf ihre Massage. So muss ich mir selbst den Schaum aus den Haaren und vom Körper waschen. Es gibt leider hier auch keinen Tee als obligatorischen Abschluss. So stehe ich nach der Bezahlung und einem kleinen Trinkgeld schon bald vor dem Hamam.
Bei Peter war die Anwendung noch kürzer. Aber er wurde nach der Massage (Note 3) gewaschen und in warme Tücher gehüllt, auch gab es einen Tee- gleicher Preis wie bei mir.
Wir werden mit Sicherheit auf unserer Rundreise noch einige andere Hamams besuchen.


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Bergedorfer in der Türkei

Wer kennt schon Karabali, wenn man eine Türkeirundreise plant? Wir bekamen diesen Tipp von einem türkischen Imbissbesitzer in Hamburg-Bergedorf. Voller Vorfreude auf unsere Türkeireise besahen wir uns seine leckeren Speisen. Er meinte, dass unweit von Sorgun in einem Ort mit dem Namen Karabali etliche Bewohner in Hamburg Bergedorf wohnen und arbeiten. Es gibt dort sogar eine Bergedorfer Straße.
Heute durchfahren wir Sorgun und folgen dem Navi nach Karabali. Straßenbauarbeiten erschweren die Anfahrt, hoffentlich wird es nicht schlimmer. Allah sei Dank, weiterer Straßenbelag ist Asphalt, bis in den kleinen Ort. Nur wenige Straßen sind beschildert und morgens um 10 Uhr ist so gut wie Niemand unterwegs, den wir nach der Bergedorfer Straße fragen können. Ein verschlafener Ort. Dann tritt doch ein älterer Herr aus dem Haus. Wir fragen ihn sogleich, doch er versteht nur türkisch. Mit dem Handyübersetzer frage ich, ob Jemand im Ort deutsch spricht. Er holt einen weiteren Mann aus dem Haus, dem ich auch meine Frage stelle. Sogleich telefoniert er mit seinem Handy und reicht mir dann das Telefon. Der Teilnehmer spricht perfekt Deutsch und will in wenigen Minuten bei uns sein. Schon bald steht er vor uns und wir äußern unseren Wunsch: Ein Foto mit dem Straßenschild Bergedorfer Straße. Der deutschsprachige ältere Türke weist uns den Weg. Wir mit dem Mobil, er zu Fuß die wenigen Meter. Inzwischen hat es sich wohl wie ein Lauffeuer im Ort verbreitet und immer mehr Männer erscheinen. Drei von ihnen arbeiten in Bergedorf, wohnen in Lohbrügge und sprechen sehr gut Deutsch. Vor dem Schild nehmen wir Aufstellung und machen Beweisfotos. Wir tauschen noch unsere Telefonnummern aus, damit wir die Fotos, wenn wir wieder in Deutschland sind, über WhatsApp weiterleiten können. Man will wissen, ob wir schon gefrühstückt haben. Nein, aber wir frühstücken immer erst gegen 11 Uhr. So verabschieden wir uns herzlich voneinander.
Keine 3 Kilometer weiter ärgern wir uns. Zumindest auf einen Cay hätten wir bleiben können. Ich hätte noch so viele Fragen gehabt.
Auf gleichem Weg geht es nach Sorgun zurück. Inzwischen ist die Straße in der Stadt total aufgerissen und wir müssen einen Weg suchen – eine Umleitungsausschilderung gibt es nicht, wozu auch? Wer hier wohnt, kennt sich aus!


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Besuch in einem Frauen Thermalbad

Auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht schauen wir in Yozgat nach einem geeigneten Plätzchen. Die Picknickplätze im Grünen werden heute am Samstag alle übervoll sein und etwas abseits wollen wir schon stehen. Da entdecken wir am Stadtrand, oben am Berg, ein Gebäude mit der Aufschrift Thermal Aqua Park. Schon bald parkt unser Mobil vor einem recht modernen Bau. Es stehen mit uns nur wenige PKW auf dem Parkplatz. Für nähere Informationen gehen wir zum Eingang. Eine junge Frau kommt sogleich auf uns zu und begrüßt und uns mit Hosgeldiniz. Es handelt sich hier um ein Frauenbad und Männer können dort nicht hinein. Der Eintritt beträgt umgerechnet 4 Euro, ein Hamam und Sauna gibt es auch. Ich darf durch ein Fenster einen Blick ins Bad werfen. Der Lärm ist durch das geschlossene Fenster recht laut, wie wird es dann drinnen sein? Es tummeln sich Frauen aller Altersklassen mit ihren Kindern im Wasser der drei Becken. Zwei Rutschbahnen sorgen für einen Mordsspaß. Mein Entschluss steht fest: heute besuche ich ein Frauenbad.
Über meinen Badeanzug trage ich einen Bademantel und die nette Kassiererin überreicht mir eine Badekappe, das ist Pflicht im Bad für alle. Es gibt Umkleideräume mit WC und Duschen, Föhne um die nassen Haare zu trocknen. Der große Unterschied ist, dass sich in diesem Bad nur Frauen, Mädchen und Babys (beiderlei Geschlechts) aufhalten dürfen. Wenn man nun meint, dass es hier wesentlich leiser zugeht, dann hat man sich getäuscht. Es herrscht ein gewaltiger Lärm und Gekreische.
Viele Frauen tragen langärmlige Hemden und Hosen und weil sie nicht schwimmen können, hängen sie in großen Schwimmreifen. Mich wundert, dass sie ihre vielen Goldreifen an den Armen nicht abgelegt haben. Haben sie keine Angst, dass sie damit untergehen? Das tiefste Becken misst 1.40m und Bademeisterinnen sorgen notfalls mit Trillerpfeifen für Ordnung.
Mit einer jungen Frau komme ich ins Gespräch. D.h., sie schwimmt auf mich zu und spricht mich auf Englisch an. Das Übliche: Woher ich komme und wo ich in der Türkei wohne. Camper kommen wohl selten in diese Stadt, wir haben seit Istanbul auch keine Camper mehr unterwegs getroffen.
Sie ist 33 Jahre alt und ledig. Beruflich unterrichtet sie Kindergartenkinder in englischer Sprache. Gerne würde sie in Fethiye oder in touristischen Gegenden leben, hier in Yozgat ist es einfach nur langweilig.
Nun stellt auch sie Fragen über meinen Beruf und wo ich in Deutschland lebe. Ja, hier in der Türkei werden Peter und ich durchweg als jünger eingeschätzt, oder will man uns schmeicheln?
Ich schaue noch ins Hamam, es gibt dort auch Massagen und teste dann eine Sauna, schätzungsweise 60 Grad. Nach 1 Stunde beende ich meinen Badeausflug, könnte aber bis zur Schließung um 18 Uhr bleiben.
Später klopft es an unsere Reisemobiltür. Die junge Frau aus dem Bad fragt, ob sie mit ihren 2 Freundinnen einen Blick in unser Mobil werfen darf. Das erlauben wir doch gerne. Zum Abschluss machen sie noch Erinnerungsfotos und mit Küsschen links und rechts verabschieden sie sich herzlich.
Ich fand es sehr locker und entspannt die Erfahrung in einem reinen Frauenbad gemacht zu haben. Fotos vom Bad innen durfte ich nicht machen.
Wir dürfen hier gratis vor dem Thermalbad übernachten. Der Chef kommt um 19 Uhr vorbei, drückt Peter die Fernbedienung für die Schranke in die Hand, bittet Peter ihn rauszulassen und wünscht uns eine gute Nacht. Wo gibt es das bei uns im Land? Die Gastfreundschaft ist hier einfach unglaublich!


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Zollformalitäten an der türkischen Grenze

Guter Dinge fahren wir an die türkische Grenze, hatten wir doch noch nie Probleme an den türkischen Grenzen. Ganz schnell sind wir dann auch mit der Passkontrolle durch. Aber O-weh, die Zöllner direkt an der Grenze dürfen keine Wohnmobile und Sonderfahrzeuge mehr kontrollieren. Wir müssen zu einer Halle fahren und uns einreihen. Alle sind genervt und möchten sich vordrängeln. Vor uns 2 Wohnmobile mit deutschen Türken. Alle supernervös, weil wohl jeder etwas zu verbergen hat.
In der Halle ein PKW aus der Ukraine, das Fahrzeug muss komplett leergeräumt werden. Alle Taschen und Koffer geöffnet, selbst die kleinsten Kosmetiktäschchen. Das hat schon eine gute Stunde gedauert. Nur am Rande, vor uns an der Passkontrolle war ein Russe, der durfte unbehelligt einreisen.
Dann kam ein Mercedes aus Deutschland mit Georgischen Insassen. Auch die mussten alles Leerräumen. Sie hatten Teller im Auto die verzollt werden mussten, an einer ganz anderen Stelle beim Zoll. Da er kein Türkisch konnte und der Zöllner irgendwie auch nicht bereit war zu helfen, irrte der arme Kerl immer nur hin und her. Wie es dann weiterging wissen wir nicht. Dann das Wohnmobil mit den Türken. Er erzählte mir, dass er Schneider sei in Baden-Württemberg und seine Kunden ihm immer alkoholische Getränke als Dankeschön überreichen. Er hat mindestens 40Flaschen dabei. Auch bei ihm fangen sie an zu suchen, 6 Flaschen landen auf einem Tisch, damit waren die Zöllner zufrieden und die 6 Flaschen wandern ins Büro. Der Türke war zufrieden das es nicht mehr war und konnte ohne Strafe weiterfahren. Nach 2 ½ Stunden Wartezeit kamen auch wir an die Reihe, mit 15l Wein und 48 Dosen Bier hatten auch wir viel zu viel dabei. Nach flüchtiger Kontrolle, bei der der Zöllner das Efes Bier aus Bulgarien gesehen hat, durften wir unbeanstandet die Grenze verlassen. Glück gehabt!


Maut Desaster

In Bulgarien müssen Fahrzeuge über 6,5 t eine streckenbezogene Maut entrichten und vorher die genaue Fahrstrecke mit Übernachtung wo und wann angeben. Auch die Abfahrzeiten müssen termingerecht eingehalten werden, so die Auskunft der Mautentrichtungsstelle. Wir wollen einen Stopp in Sofia einlegen, somit benötigen wir 2 Formulare. Da wir die genaue Adresse vom Stellplatz in Sofia nicht kennen, suchen wir in Park4night einen Stellplatz in Sofia heraus.
Dazu benötigen wir Internet, das wir wegen der hohen Kosten in Serbien ausgeschaltet haben. Peter schaltet sein Handy ein. Dummerweise loggt sich sein Handy hier in das serbische Netz ein und Serbien ist nicht EU. Das haben wir in der Hektik am Schalter nicht bemerkt. Wie wir am nächsten Tag feststellen, hat uns für das Einloggen 59,50 Euro belastet. Ein wahrlich teures Vergnügen, hatten wir doch die ganze Zeit in Serbien „mobile Daten“ aus.
Die Maut hat uns 22 Euro gekostet. Wir fragen uns: wie kann man mit einem Reisemobil über 3,5t hier Urlaub machen, wenn man täglich die genaue Route angeben muss und das schon bei der Einreise? Laut Aussage der Dame am Schalter dürfen wir von der Route nicht mehr als 100m abweichen. Auch die Uhrzeit muss genau eingehalten werden. Wir wollten gegen 11 Uhr weiterfahren. Das geht nicht, sondern erst ab 11 Uhr.
Das wird für uns sicher mit diesen Bedingungen kein Urlaubsland werden. Auf dem Rückweg geht es dann zurück über Griechenland!


Herzklopfen

Etwa 100 Kilometer vor Nis werden wir von einem PKW überholt und hören einen dumpfen Knall. Fragend blicken Peter und ich uns an – Reifenplatzer? Der uns überholende PKW Fahrer rudert wild mit seinen Armen und weist nach hinten. Aber unser Mobil reagiert völlig normal. Ich werfe einen kurzen Blick in den Wohnraum: alle Fenster, Dachlucken und Türen sind geschlossen. Einige Minuten später überholt uns ein weiterer Einheimischer mit PKW, weist mit erhobenen Armen nach hinten und schaut mehrmals über seine Schulter zurück. Er parkt dann wenige Meter weiter auf dem Seitenstreifen. Wir halten auch und Peter steigt aus. Gemeinsam gehen sie zu den hinteren Reifen, alles ok. Dann krabbelt der Einheimische hinten links unter die Achse und kommt mit Fett verschmierten Händen zum Vorschein. Nun legt auch Peter sich unter das Mobil, eine Stelle ist fettverschmiert, nur in dem Bereich kann kein Fett austreten, allenfalls Öl. Ich bleibe die ganze Zeit im Fahrerhaus. Schon des Öfteren haben wir von Reisenden gehört, dass in der Zwischenzeit jemand in das Fahrerhaus eingestiegen ist und später waren Geldbörse und Handy weg.
Wie Peter wenig später beim Einsteigen berichtet: wollte der Einheimische ihn zu einer Werkstatt zwecks Kontrolle führen. Aber Peter entgegnet, dass er zu einer IVECO Werkstatt in Nis fährt und verabschiedet sich freundlich. Damit ist der Fall für uns erledigt, aber ein mulmiges Gefühl bleibt trotzdem. Peter meint in park4night gelesen zu haben, dass es in dieser Gegend bei Übernachtungen zu Manipulationen an Mobilen kam. Die Reparaturen waren dann sehr kostspielig.

Wir fahren die nach 100 km bis Nis, auf einen bewachten Parkplatz unweit der Autobahn. Außer etlichen LKW parken 2 deutsche Mobile. Wir kommen ins Gespräch und ein Fahrer berichtet von ähnlichen Anhalte Manövern auf der Autobahn vor Nis. Er vermutet es war ein Schuss aus einer Schreckschusspistole.


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